
Unser erstes Mal im Hundehotel
23. August 2021
Es kommt ersten anders.
Drei Tage Auszeit – nur Joker und ich. Es war unser erster Urlaub in einem sogenannten „Hundehotel“, und ehrlich gesagt: Ich war ein bisschen enttäuscht.
Was ich mir vorgestellt hatte: eine herzliche Begrüßung, vielleicht ein Willkommensleckerli für Joker, ein kurzer Plausch an der Rezeption.
Was wir vorfanden: Niemand da.
Der Check-in lief per WhatsApp, den Schlüssel mussten wir uns selbst aus einem Kästchen fischen. Das war doch ziemlich anders, als auf der liebevoll gestalteten Website versprochen.
Wir standen also etwas irritiert im Eingangsbereich, Joker schnupperte aufgeregt an den Möbeln, ich versuchte mich in Improvisation. Erstmal ankommen. Zimmer suchen. Durchatmen.
Und doch:
Schon nach kurzer Zeit merkte ich – genau das war es, was ich eigentlich brauchte. Keine Begrüßungsfloskeln, keine fixen Termine, keine Pflicht zum Abendessen im Speisesaal. Einfach ankommen, da
sein, durchatmen.
Der einzige "Termin" war das Frühstück. Und selbst das war entspannt. Keine Hektik, keine Menschenmengen. Nur wir – und ganz viel Ruhe.
Ich fuhr zum Supermarkt, deckte mich mit Getränken und ein paar Lieblingssnacks ein, und wir machten es uns gemütlich. Joker lag ausgestreckt auf dem Balkon, ich mit einem Buch daneben.
Zwischen Yogamatte und Wanderschuhen
Die kleine Pension lag etwas außerhalb, ruhig, eingebettet in die Gasteiner Bergwelt. Es war keine dieser überkandidelten Wellnessanlagen, sondern ein bodenständiger Ort mit einem großen, umzäunten Hundegarten und einem herrlichen Badeteich für Hunde. Von hier aus starteten wir direkt zu wunderschönen Spaziergängen in die umliegende Natur – Wege, die genau richtig sind, um mit Hund die frische Bergluft und die Ruhe zu genießen.
Ein besonderes Highlight war die Doga-Einheit am ersten Abend - Yoga mit Hund im Garten der Pension. Anfangs war ich komplett überfordert aber Anna zeigte uns ganz in Ruhe, wie es ging. Nach ein paar Minuten lag Joker entspannt auf seiner Matte (okay, auf meiner Matte) und döste vor sich hin, während ich mich zwischen herabschauendem Hund und halber Taube abmühte. Ein kleiner, friedlicher Moment für uns beide.
Am zweiten Tag unternahmen wir eine Wanderung – okay, eine kleine. Na gut, es war ein Spaziergang. Wandern ist eigentlich nicht mein Ding. Aber die Wege in Sportgastein waren angenehm
flach, die Aussicht weit, und die Luft so klar, dass sogar ich ein bisschen ins Schwärmen kam.
Der Boden war weich unter den Pfoten, und Joker schnüffelte sich begeistert durchs Gebüsch, als würde er das ganze Tal archivieren.
Ich trottete hinterher, immer mit einem Auge auf die nächste Bank – insgeheim ein bisschen stolz, dass ich mich doch wieder aufgerafft hatte. Und siehe da: Ich wurde fündig. Die Bank stand ausgerechnet in einem Garten, einer Alm. Und es gab sogar etwas zu trinken. Ich hatte echt ein Händchen für Bänke. Joker bekam Wasser, ich einen Cappuccino – und plötzlich mochte ich Wandern ein kleines bisschen lieber.
Und dann: Bad Gastein selbst.
Ein Ort mit Geschichte – und mit vielen Geschichten. Einst mondänes Kurzentrum, Treffpunkt der Reichen, Berühmten und Hoffnungsvollen. Kaiser Franz Josef war hier, ebenso wie Schiele, Kafka und
viele mehr. Heute wirkt vieles davon wie ein verblasster Traum.
Ich schlenderte mit Joker durch den Ort, vorbei an prächtigen, aber leerstehenden Belle-Époque-Häusern. Unkraut wuchs aus Ritzen, Fenster waren verbarrikadiert, und doch – dieser Ort hatte Charakter. Nicht mehr glänzend, aber voller Patina.
Der Wasserfall, der sich mitten durch den Ort stürzt, ist spektakulär. Laut, lebendig, unaufhaltsam. Wie ein Symbol dafür, dass hier noch immer
etwas fließt.
Joker schnupperte interessiert an den alten Geländern, streckte seine Nase in den Nebel des Wassers. Ich mochte diese Mischung aus Verfall und Stolz, Vergangenheit und Gegenwart.
Am letzten Abend dann der Schock: Joker spukte plötzlich Blut. Es war schon fast Mitternacht. Kein Tierarzt erreichbar. Ich saß alleine in meinem Zimmer und schrieb mit meiner Freundin, selbst Hundemama. Ich versuchte Ruhe zu bewahren und kontrollierte regelmäßig Jokers Puls und Atmung. Alles schien soweit ok, er fraß auch normal.
Der Wecker klingelte um 5 Uhr, ich packte unsere Sachen zusammen und fuhr direkt Richtung Zillertal. Von unterwegs telefonierte ich mit der Tierärztin und schrieb eine WhatsApp an die Hotelchefin, dass ich den offenen Betrag von zu Hause überweisen würde.
Dann ging’s ohne Umwege zum Tierarzt. Die Diagnose: Eine Gastritis. Wahrscheinlich hatte er einfach zu viel Wasser aus dem Badeteich geschluckt, sich übergeben – und dabei ein kleines Äderchen verletzt. Er bekam eine Spritze, die ihn völlig platt machte. Joker schlief den restlichen Tag tief und fest.
Ich packte in der Zwischenzeit die Koffer aus – und überlegte vielleicht schon ganz leise, wo
unsere nächste Reise hingehen könnte.
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